Zu einem Zweinutzungshuhn zählen nebst den weiblich Legehennen auch die männlichen Küken.
Mitte des letzten Jahrhunderts war es ganz klar, sämtliche geborenen Küken einem Nutzen zu zuführen. Dies soll in Zukunft auch wieder der Fall sein!

Wegen der Wirtschaftlichkeit in die Hybridzucht getrieben

Es ist für alle Geflügelzüchte klar, eine wirtschaftliche Tierhaltung – sowohl bei den Legehennen wie auch bei den Masttieren – ist nur über getrennte Linien zu erreichen. So ist beispielsweise dokumentiert, wie vier Kilogramm Futter früher ein Kilogramm Pouletfleisch erzeugten; heute braucht es noch – bei guten Bedingungen – um die 1.6 Kilogramm oder noch weniger Futter .

Die Eierproduktion pro Legehenne lag damals zu diesem Zeitpunkt vielleicht bei 140 verkauften Eier pro Jahr.

 

Neue Wege für Zweinutzungshuhn gesucht

In einer Pressemitteilung aus dem Jahre 2019 der Stiftung tierärztliche Hochschule Hannover präsentierten Forscher Ergebnisse aus dem Bereich des Tierwohls. Der zentrale Punkt des Projektes „Integhof“ war, für die Ei- und die Fleischgewinnung nicht unterschiedliche auf die jeweilige Nutzungsart spezialisierte Hühnerlinien einzusetzen. Das heisst ein Zweinutzungshuhn.
Dieses Zweinutzungshuhn kam aus der Linie „Lohmann Dual“. Die Hennen produzierten Eier und die Hähne das Fleisch. Es gab kein Töten mehr der männlichen Küken aus der Legehennenlinie. Wie es heisst, zielt das Konzept darauf hin, das Tierwohl zu verbessern, indem der Stress für die Tiere reduziert und die Leistung entschleunigt werde.

Welche Ergebnisse sind dabei heraus gekommen?

Schlachtkörper der Zweinutzungshähne deutlich weniger fleischig

– Zweinutzungshennen im Vergleich zu spezialisierten Legehennen: Konventionelle Legehennenlinien legen im Jahr um die 300 Eier; die Zweinutzungshennen legen durchschnittlich etwa 50 Eier weniger.

-Qualität der Eier: Im Projektverlauf untersuchten die Wissenschaftler 3 000 Eier; es gab zwar Unterschiede, diese waren aber insgesamt sehr gering.

– Um wieviel länger müssen Zweinutzungshähne gemästet werden? Es ist klar, die Zweinutzungshähne müssen im Vergleich länger gehalten werden. Konventionelle Mastlinien werden im Schnitt um 32 Tage gemästet; wenn sie geschlachtet werden, wiegen sie etwa zwei Kilogramm. Die Zweinutzungshähne müssen etwa doppelt so lange gefüttert werden, um mit einem Gewicht von zwei Kilogramm in die Schlachtung zu gehen.

Und die Schlachtergebnisse? Die Zweinutzungshähne mussten an einem Legehennenschlachthof verarbeitet werden, weil der Körperbau doch erheblich von einem Mastpoulet abwich.

Ein Poulet muss die Wünsche der Konsumenten erfüllen!

Zweinutzungstiere deutlich ruhiger

– Und wie war das Verhalten? Die Hennen und die Hähne der Zweinutzungshühner waren deutlich ruhiger und einfacher im Umgang als die Vergleichstiere einer konventionellen Legehennenlinie. Die Hähne der Zweinutzungslinie waren deutlich mobiler als konventionelle Masthühner der Linie Ross 308.

Auffällig war, dass die Hennen der Zweinutzungslinie bis zum Ende der jeweiligen Legeperiode ein nahezu intaktes Gefieder hatten. Die Tiere der Vergleichslinie zeigten zum Teil erhebliche Federverluste an unterschiedlichen Körperregionen. Diese Federverluste waren bei den hochleistenden Vergleichshühnern auf das Federpicken zurückzuführen.

Was sagen die Verbraucher ?

-Und die Konsumenten – was sagen sie? In einer deutschlandweiten Online-Befragung von SocialLab des Thünen-Instituts in Braunschweig wurden 1500 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt. Etwa 25 Prozent der Befragten äusserten, dass sie bereit wären, für die Eier mehr Geld auszugeben. Etwa 16 Prozent erklärten, dass sie sich vorstellen könnten, das Hähnchenbruchfleisch des Zweinutzungshuhns zu kaufen. Die Vermarktung der Eier wird vermutlich einfacher sein als die des Fleisches.

Welches Futter benötigen Zweinutzungshühner?

Eiweissgehalt im Futter: Die Hähne der Zweinutzungshühner haben im Vergleich zur Kontrolllinie einen niedrigeren Eiweissbedarf, sodass für die Zweinutzungshähne im Vergleich zum herkömmlichen Futter ein eiweissreduziertes Futter genutzt werden kann, ohne ihre Leistung negativ zu beeinflussen. Das hätte ökologische und ökonomische Vorteile.

Rohfasergehalt im Futter: Die Hennen neigen bei konventionellen Fütterung zu verfetten. Erhalten sie ein faserstoffreiches, nährstoffreduziertes Futter sind ihre Körperfettgehalte deutlich geringer und die Legeleistung ist besser. Da das eingesetzte Futter kostengünstiger ist, verringert es die Verluste, die durch die im Vergleich zu den konventionellen Legelinien schlechtere Legeleistung entstehen.

Tierverluste: Ingesamt gab es drei Mast-Durchgänge mit durchschnittlich 2 000 Tieren. Im ersten Durchgang wurden die Tiere 75 Tage gemästet; die Verluste lagen bei 1.5 Prozent. Im zweiten Durchgang wurden die Hähne 63 Tage gemästet mit einer Mortalitätsrate von 1.2 Prozent. Im dritten Durchgang dauerte die Mast 64 Tage und die Verlustrate lag bei 1.7 Prozent. Die Mortalitätsrate der Vergleichslinie Lohmann Brown Plus (den Hähnen einer konventionellen Legehennenlinie) lag bei jeweils gleicher Mastdauer mit 1.7 bis 2.8 Prozent deutlich darüber .

 

In welche Richtung geht es weiter ?

Eben ein neues Forschungsprojekt zum Zweinutzungshuhn gestartet

Soeben wurden zwei neue Forschungsprojekte „Oeko2Huhn“ und „RegioHuhn“ in der Oekotierhaltung (Biobereich) in Deutschland gestartet.
Das Ziel dieser beiden Projekte ist es, Rassen für die Eier- und Fleischerzeugung zu züchten, die besser an die Besonderheiten der ökologischen Haltung und Fütterung angepasst sind. Die meisten Geflügelbetriebe haben bis jetzt Züchtungen gebraucht, die aus der konventionellen Haltung kamen.

Das Projekt „Oeko2Huhn“ will Züchtungen und Rassen wie Bress, New Hampshire und Coffee and Cream verwenden, um umfangreiche Leistungsprüfungen auf Praxisbetrieben durchzuführen. Mit dazu soll ein Zuchtstamm Sundheimer Hühner aufgebaut werden. Verantwortlich dafür ist ein Forscherteam der Hochschulen Hohenheim, Eberwalde und Weihenstephan-Triesdorf.

Im Projekt „RegioHuhn“ werden regional bekannte und gefährdete Hühnerrassen wie Augsburger, Bielefelder Kennhuhn oder Ramelsloher Hühner mit leistungsstarken Wirtschaftsgeflügelrassen gekreuzt. Das Ziel ist es, Hühner mit guter Lege-beziehungsweise Mastleistung für den Oekolandbau über Leistungsprüfungen zu erhalten. Verantwortlich dafür ist ein Forscherteam des Friedrich-Löffler-Instituts der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Kitzingen.

Elterntiere sind gesucht

Bei solchen neuen Projekten ist auch ein reger Tierhandel im Gange. Im Oekobereich müsste man sich auch fragen, welche Transportdistanzen sind überhaupt tragbar. Wenn Küken von Nordamerika nach Mitteleuropa per Flugzeug verfrachtet werden, wird sich mancher fragen, ob das sinnvoll ist oder nicht.

 

 

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Bildquellen

  • Z3: Heinz Schmid
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