Bei der Kaninchenernährung ist Rücksicht zu nehmen auf das besondere Verdaungssystem dieser Tiere. Der schwach bemuskelte Magen muss ständig nachgefüllt werden (Stopfmagen), nur so wird der Nahrungsbrei weiter gefördert. Heu und rohfaserartiges Grünfutter (Kräuter) sind ideal. Alleinfutter hat seinen Platz, doch gilt hier: Rohfaserreich soll es sein.

Darmbarriere und wie wird sie beeinflusst?

Es stellt Frage, wie kann die Darmbarriere gegen Krankheitserreger durch die Ernährung bei entwöhnten Kaninchen, die häufig von Verdauungsstörungen betroffen sind, unterstützt werden. In einem Versuch wollte man herausfinden, welche Faktoren zur Stärkung der Schleimhaut beitragen und das Darm-assozierte Immunssystem stärken.

Dabei wurde herausgefunden, dass der optimale Gehalt an unlöslichen Ballaststoffen zur Minimierung der Sterblichkeitsrate bei 30 – 32 % liegtbeträgt. Ein mässiger Einschluss von löslichen Ballaststoffen (12 %) verbessert die Schleimhaut und reduziert den Anteil an Clostridien perfringens und Campylobacter.

Wirkung der NDF auf Darmbarrierefunktion und Darmmikrobiota

Bei einem zweiten Versuch bei entwöhnten Kaninchen wurde untersucht, wie die Wirkung des Gehaltes an NDF auf die Darmbarrierefunktion und die Darmmikrobiota ist. In diesem Versuch kam Luzerenheu, Zuckerrübenschnitzel und Apfeltrester zum Zug.
Die Untersuchung lief bei Kaninchen ab dem 25. Tag und nach weiteren 35 Tagen wurden sie geschlachtet, um die Schleimhautbeschaffenheit zu beurteilen. Die Darmzottenhöhe der Dünndarmschleimhaut nahm mit höherem Anteil an löslichen Balastststoffen zu. Die verschiedenen Rationen hatten keinen Einfluss auf die Darmmikrobiota.
Die Sterblichkeitsraten sanken mit einem erhöhten Vorhandensein an löslichen Ballaststoffen von 14.4 Prozent auf 5.1 Prozent. Es lässt sich zusammenfassend sagen, dass ein erhöhter Gehalt an löslichen Ballaststoffen die Integrität und Funkionalität der Schleimhaut verbessert.

Häckselstroh ist rohfaserreich

Stärkequelle ausschlaggebend für Durchgangsrate

In einem weiteren Ernährung- Versuch für Kaninchen ist die Stärke-(quelle) näher untersucht worden.

So kann die Stärkehydrolyse je nach Typ variieren. Je nach deren Beschaffenheit kann die eintretende Stärkemenge in den Blinddarm die Fermentationsaktivität beeinflussen. Unterschiede in der Konzentration von nicht abgebauter Stärke im Dünndarm, der Faserverdaulichkeit und der Durchgangsrate untersuchten Fachleute bei vier verschiedene Rationen. Diese Zusammenstellungen unterschieden sich in der Stärkequelle. So kamen folgende Stärkequellen zum Einsatz: Gereinigte Maisstärke, Mais, Gerste und Erbse. Die Rationen waren in Stärke und NDF (= Neutral Detergent Fiber) mit einem Gehalt von 280 bzw. 279 g pro Kilogramm Trockensubstanz und einem Rohproteingehalt (mit einem Mittelwert von 224 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz) sehr ähnlich.
Die zusammengestellten Versuchsfutter verabreichte das Untersuchungsteam an vier erwachsene Kaninchen mit einem Gewicht von 3.2 bis 3.6 Kilogramm Lebendgewicht. Die Tiere erhielten jeweils 100 Gramm Versuchsfutter und sind am Ende des Dünndarm kanüliert worden. Nach zwei, drei und vier Stunden ist vom Verdauungsbrei eine Probe entnommen worden, um die Reststärke nach enzymatischer Hydrolyse abzuschätzen. Während sechs aufeinanderfolgenden Tagen bestimmten die Verantwortlichen des Versuchs die Nährstoffverdaulichkeit über die Kotsammlung. Mit markierten Zellwandpartikel bestimmten die Forscher die Durchgangsraten im Dünndarm und im gesamten Verdauungstrakt.

Ergebnisse

Die Verdaulichkeit der Stärke im gesamten Verdauungstrakt war unabhängig von der Rationszusammensetzung nahezu vollständig; wobei bei Mais eine geringfügige Verringerung der Stärke festzustellen war. Die im Dünndarm festgestellte Stärkekonzentration unterschied sich ja nach Stärkeherkunft deutlich von 0.6 Prozent bei der Gerstenration bis fast drei Prozent für die Maisration. Die Stärke aus den Erbsen wurde trotz eines hohen Gehalts fast vollständig abgebaut.

Weil in den vier Rationen ein ähnlich hoher Fasergehalt festzustellen war, korrelierte die Menge an verdauten NDF (= Neutral detergent Faser) mit dem Stärkefluss (r = 0.89). Die mittlere Verweildauer im gesamten Verdauungstrakt (Mittelwert 21 Stunden) und zwischen Dünndarm und After (Mittelwert 16.5 Stunden) erhöhte sich um 10 Prozent , wenn der Gehalt an Stärke im Dünndarm höher wurde (Erbsen und Mais). Dies deutet auf eine mögliche Kontrolle der Fermentation und der Durchgangsgeschwindigkeit des Kaninchen-Blinddarms hin, indem die Hydrolyse im Darm entsprechend der Art der Nahrungsstärke modifiziert wird.

Gerste findet sich häufig in der Rezeptur der Kaninchen.

Die Rohstoffkomponenten mit tiefem Stärkegehalt

Alleinfutter ist immer als Gesamtes zu betrachten. Die Gehalte der Alleinfutter setzen sich aus unzähligen Rohstoffkomponenten zusammen, die als einzige Komponente an Kaninchen verfüttert nicht ideal sind.

Im folgenden zeigen wir die Stärkegehalte einiger bekannten Einzelfuttermittel:

Mais 719 Gramm Stärke pro kg TS
Weizen 663.6 Gramm Stärke pro kg TS
Gerste 595 Gramm Stärke pro kg TS
Hafer 539 Gramm Stärke pro kg TS

Weizenkleie 153 Gramm pro kg TS
Haferspelzen 16 Gramm pro kg TS

Je weniger Stärke die Einzelkomponenten enthalten, desto gesünder sind sie für die Kaninchen, was die Verdauung anbelangt. Die Absetzzeit ist für die jungen Kaninchen, bei denen das Verdauungssystem noch nicht voll entwickelt ist, ein wahrer Stress. Wer bewusst die stärkehaltigen Futterkomponenten in der Aufzucht zurückstellt und die rohfaserhaltigen fördert, macht etwas Gutes und wird viel weniger Krankheitsfälle und Abgänge haben.

Please follow and like us:
Pin Share

Bildquellen

  • Foto A: Heinz Schmid
  • 2014-09-22 18.10.26: Heinz Schmid
  • Foto C: Heinz Schmid

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Infos zu Pflanzen und Tieren
Mehr zu Pflanzen und Tieren
mehr zur Selbstversorung