
Die letzten Tage vor dem Start in die Ausstellungssaison sind geprägt von Gewichtskontrollen, Fellzustandsbeurteilungen und vermehrten Reinigungsarbeiten in und um die Ställe. Jede Züchterin und Züchter weiss, dass es jetzt um die Details geht und niemand einfach so Ausstellungspunkte verschenken will. Jetzt wird die Ernte eingefahren für das verflossene Zuchtjahr.
Es ist die Zeit, in der die Tiere möglichst viel auf den Tisch kommen. Jeder Züchterin oder Züchter weiss, dass mit Training der erste Eindruck auf dem Richtertisch massgebend beeinflusst werden kann.
Futterumstellung von grün zu dürr
Die gesamte Vegetation begibt sich in die Winterruhe. Es ist durchaus möglich, dass ein paar warme Tage noch für etwas Grasaufwuchs sorgen, aber die Qualität einer gehaltsvollen Futterkomponente wird nicht mehr erreicht. Im Vergleich zum Frühjahr fehlt es an der Struktur, die besonders in der Kaninchenernährung wichtig wäre und auch die Energiekonzentration erreicht nicht mehr die Werte vom Frühling. Auch sind vermehrt Pilzerkrankungen auf dem Gras festzustellen. Von der Bewirtschaftung der Parzelle sind Spuren sichtbar, die sich häufig darin zeigen, dass das frisch gemähte Gras mehr Schmutzpartikel und Laub aufweist. Es ist also angezeigt, das Herbstfutter mehr und mehr als Dessertfutter in Kleinstmengen zu managen, bevor nach und nach die Dürrfuttersaison beginnt.
Herbstwürfe – es gibt tatsächlich Vorteile
Während viele an die Ausstellungssaison denken, gibt es auch welche, die an Paarungen denken. Im Ausland (Deutschland) ist die Zucht im November nicht eingestellt; im Gegenteil es wird bewusst auf diesen Termin hin gedeckt. Mit den in dieser Jahreszeit geborenen Jungtieren besuchen die Züchter Jungtierschauen. Und unter den Züchtern wird gesagt, dass ältere Tiere bei denen Bewertungen besser abschneiden. Doch wer glaubt, ein gutes Jungtier ist auch ein gutes Ausstellungstier, der täuscht sich. In der Zeit danach kann eben noch vieles passieren und niemand kann die Entwicklung eines Tieres genau vorhersagen.
Selektion erhöhen
Auch in der Schweiz gibt es Züchter, die zu diesem Zeitpunkt hin gedeckte Zibben haben, die im November ablegen. Oefters ist auch die geringere Verfettungsgefahr der Muttertiere ein Grund für eine späte Belegung. Mag sein, dass einige sogenannte Probierwürfe haben und entweder das männliche oder weibliche Tier für die „Hauptsaison testen wollen“. Vielfach sind Zeichnungsrassen ideal, um Herbstwürfe zu erzeugen. Mehr Tiere heisst, die Chance zu erhöhen, um aus einer grösseren Schar wirklich hervorragende Tiere für die übernächste Ausstellungssaisons auswählen zu können. Aber eines bleibt, frühe Würfe haben vermehrt Probleme mit dem Höchstgewicht; häufig wird es überschritten.
Die Entwicklung läuft bei spät geborenen Jungen nicht schlechter, als bei Tieren, die im Vorsommer geboren werden. Grosse Hitze im Sommer behagt den Tieren nicht; ebenso sind Temperaturen im sehr tiefen Minusbereich bei vier bis achten Wochen alten Jungtieren für die Entwicklung nicht förderlich.
Mit etwas Kälteschutz und mit einer geeigneten Ernährung lassen sich aber durchaus Aufzuchten im Frühwinter realisieren, die eben dann nicht an Ostern, sondern bereits an Weihnachten den Züchtern Freude bereiten.
Letzter Schliff vor dem Ausstellungsbeginn
Es gehört im Schauwesen dazu, dass Tiere dafür entsprechend vorbereitet werden. Das ist im Nutztierbereich genau wie bei unseren Kleintieren. Nur wer die Tiere sauber und korrekt hält, kann entsprechend einen Erfolg einfahren. Werden die Schaukaninchen lange Zeit auf verschmutzter Einstreu gehalten, so ist dies an den Läufen und öfters gar am ganzen Körper längere Zeit sichtbar.
Die Krallenpflege wird von allen Experten beachtet; hier sind immer alle Krallen zu schneiden und nicht nur jene, die am einfachsten zu erreichen sind. So wird häufig die Daumenkralle vergessen und diese ist eben besonders wichtig, um den Schautieren einen guten Stand erst möglich zu machen.
Ebenfalls häufig unterlassen wird das Putzen der Geschlechtsecken; im Normalfall gehören diese in das Hygiene-Programm der Kaninchen selber. Anzutreffen ist dort meist ein eingetrocknetes Sekret, verbunden mit einem unangenehmen Geruch. Die Reinigung geht am einfachsten mit einem Feuchttuch.

Ueben und wägen
Tiere, die regelmässig auf den Tisch als Vorbereitung für die Ausstellungssaison kommen, sind weniger ängstlich. Es gibt sogar einige Show-Erstlinge, die genau wissen, wenn sie einmal auf dem Tisch stehen, was sie machen müssen. Es lohnt sich deshalb, so früh als möglich mit den Tieren den Stand zu üben. Das muss keineswegs am ersten Tag schon perfekt gehen. Die einen Kaninchen brauchen etwas länger und andere begreifen das sofort.
Mit frühzeitigen Wägen der Tiere ist eine Korrektur des idealen Lebendgewichtes einfacher zu meistern. Wer seine Futtermenge für die Einzeltiere kennt, kann die Tagesportion leicht erhöhen. Wer aber glaubt, bei untergewichtigen Tieren mit einer doppelten Futtermenge ans Ziel zu kommen, der spielt mit dem Feuer. Ein Tier, das sich an eine Futtermenge gewöhnt ist, kann nicht plötzlich so viel mehr aufnehmen und korrekt verdauen.
Bleiben wir noch bei der Ernährung. Die Fellqualität, die über die verschiedensten Ergänzungsfutter vor allem in Herbst beeinflusst werden kann. Der Fellwechsel ist eine Stoffwechselleistung des Körpers, der durch Komponenten wie Leinextrudate, Leinöl oder Vitaminpräparate mit Biotin gefördert wird. Es gibt gar Züchter, die das ganze Jahr nicht auf Leinsamenprodukten verzichten wollen und bereits während der Aufzucht eine gute Basis für die Fellentwicklung legen wollen.
Transportkisten reinigen vor dem Gebrauch
So kurz vor der Ausstellungssaison sind die verstaubten Transportkisten wieder aus dem Abstellraum hervor zunehmen. Sie werden wenig gebraucht – nur gerade zur Ausstellungssaison. Und vielleicht schenkt der aufmerksame Züchter ihnen zu wenig Beachtung, was auch die innere Reinigung anbelangt. Jahr für Jahr wird vor jeder Ausstellung noch etwas Stroh nachgeschüttet in der Meinung die Ansprüche der Tiere seien so erfüllt.

Eine Einstreu mit Kotresten, die nie ausgewechselt wird, ist eine Brutstätte für die Mikroorganismen. So gesehen, sind nicht immer die Ausstellungen schuld, wenn Tiere krank nach Hause kommen. Wir Züchter haben es in der Hand. Jetzt noch den Hochdruckreiniger hervorzuholen, die Kisten auszuwaschen, damit die Tiere auch mit Hochdruck bereit sind für eine erfolgreiche Ausstellungssaison…
Das empfohlene Monats-Versorgungspaket für den November
Mit dem Kauf einzelner Produkte unterstützt du die Arbeit für die Zusammenstellung der Infos. (Aber Achtung: Nicht alle Produkte können in die Schweiz geliefert werden)
Zusammenfassend die Tipps für November
Darauf sollte geachtet werden:
– Futterumstellung von grün zu dürr langsam durchführen
– Transportkisten sind jetzt sauber zu reinigen und bereitzustellen
– Herbstwürfe bringen die Zuchttiere für die übernächste Zuchtsaison
– Geschlechtsecken der Tiere sind bei Bedarf zu reinigen
Bildquellen
- Bild 2 Hodenüberprüfung: Heinz Schmid
- Unsaubere Geschlechtsecken: Heinz Schmid