Heute ist allgemein bekannt, dass Kannibalismus ein Ausdruck der Legehennen betreffend ihres Wohlbefinden ist. Verschiedene Untersuchungen zeigen immer wider auf, dass ein wesentlicher Punkt um dies zu verhindern, die Beschäftigung ist.
So gilt es sofort zu handeln und neues, interessantes Material in den Aufenthaltsraum der Hühner zu bringen.
Im folgenden zählen wir 10 Massnahmen auf, die für weniger Kannibalismus sorgen:
1. Massnahme: Einstreu muss trocken, locker und attraktiv sein
Beginnen wir unsere Aufzählung mit einer der wichtigsten Komponente im Kampf gegen den Kannibalismus. Bei der Legehennenhaltung ist eine trockene, lockere und abwechslungsreiche Einstreu für Picken und Scharren wichtig. Zur Erinnerung sei angefügt, dass eine feuchte Einstreu das Stallklima (Ammoniak) negativ beeinflusst und die Gesundheit der Legehennen belastet, indem Endoparasiten und Fussballenläsionen auftreten.
Folgende Punkte sind bei den Legehennen für ein gutes Wohlbefinden in der Einstreu wichtig:
– Wenn Wasser zur Reinigung des Stalla benutzt wird, muss dieser nachher gut abtrocknen.
-Es ist auch möglich, die Einstreu im Stall von den Legehennen verteilen zu lassen.
-Zu Beginn können niedrige Einstreuhöhen ( 1 bis 2 cm und später weniger als 4 cm) zu weniger verlegten Bodeneier führen. Man rechnet in der Grössenordnung von 400 bis 900 g Einstreumaterial pro Quadratmeter.
-Häufiges Einstreuen in kleinen Mengen ist besser als Nachstreumengen in grösseren Zeitabständen. Eventuell ist auch häufigeres Entmisten angezeigt.
-Wichtig ist es, die entstanden Kotplatten sofort zu entfernen, denn wenn es nicht gemacht wird, entstehen immer mehr und die Einstreu verliert ihre Funktion.
-Bei feuchter Einstreu soll man die Luftführung respektive die Lüftung kontrollieren.
– Ein Gespräch mit dem TA betreffend Krankheiten oder Parasitenbefall hilft auf jeden Fall weiter.
-Ist die feuchte Einstreu auf die Fütterung zurückzuführen beispielsweise mit Protein- und Natrium-Ueberversorgung. Manchmal hilft auch ein Einsatz von Zusatzstoffen (Beta-Glucanase, organische Säuren, pflanzliche Extrakte, Probiotika).
2.Massnahme: Beschäftigung mit Raufutter, Sandbäder und Picksteinen
Um die Umgebung der Legehennen zu bereichern, gibt es unzählige Möglichkeiten. Wir zählen in der Folge auf, was möglich ist.
– hängende Materialien (Stroh, Heu)
-ganze Strohballen werden auseinander gerupft
-Pickblöcke oder Itong-Steine sind immer wieder in den Ställen zu finden
-Mineralstoffbecken werden in den Ställen platziert; offenbar machen auch leere Becken den Legehennen Spass
-Luzernewürfel oder -pellets einsetzen
-Plastikflaschen mit mehreren Löchern und mit Getreidekörnern füllen
-Tennisbälle aufschlitzen und mit Körnern füllen; auch aufhängen ist möglich
-Zweige, Aeste, Scheite oder gar eine Hühnerschaukel
-Früchte, Karotten, Gemüse und Obst
-Sandbad immer ermöglichen
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtigste Regel die Tiere dürfen sich dabei nicht vergiften oder verletzen.
3. Massnahme: Salz und Magnesium geben
Es ist auch möglich Salz (Natriumchlorid) und auch Magnesium über die Tränke zu verabreichen. Diese beiden Nährstoffe sind im Futter schon beigegeben. Je nach Ernährungsphilosophie setzt eine Firma mehr oder weniger davon ein. Wenn aber eine Natrium-Unterversorgung besteht, reagieren die Legehennen sehr rasch darauf. Es gibt auch Empfehlungen von einen Gramm Kochsalz pro Liter Wasser über sieben Tage. Es folgt eine Woche normal und dann wieder eine Woche mit Salzlauge.
Die Magnesiumzusatzgaben folgen meistens über fünf Tage; anschliessend eine Woche Pause und wieder fünf Tage während denen Magnesium zugeführt wird.
Aber Achtung Magnesium-Sulfat Verbindungen führen zu Durchfall und auch die Schalenstabilität leidet. Magnesium kann auf den Kalziumstoffwechsel wirken. Magnesium und Natrium Ergänzungen sind deshalb Zulagen, die nur kurzfristig richtig sind!
Wie geht es deiner Tierherde? Welche Beschäftigungen lieben deine Legehennen? Wir geben bei Eintrag deiner Email-Adresse gerne neue Erkenntnisse an dich weiter.
4. Massnahme: Ergänzung mit Aminosäuren
Aminosäuren und Vitamine können kurzfristig über das Wasser ergänzt werden. Auch hier gilt, im Normalfall sollte das Legehennenfutter ausreichend mit Aminosäuren und Vitaminen versorgt sein.
Ein schlauer Trick besteht darin, indem die TierhalterInnen zwei bis drei Gramm Milchpulver pro Tier und Tag ergänzen . So quasi on top, was gleichbedeutend ist wie „obendrauf“ auf das Futter.
5. Massnahme: Abrupter Futterwechsel in Phasenfütterung vermeiden
Phasenwechsel (Starter, Phase I, Phase II, Phase III) dürfen auf keinen Fall abrupt geschehen. Dies gilt auch für die Futterinhaltsstoffe wie die Getreidearten und Proteinträger. Das beste Handling ist das verschneiden der Einsatzkomponenten.

6.Massnahme: Reduzierung der Lichtintensität
Im Stall muss die Lichtintensität stallspezifisch eingestellt werden. In Schritten zu 10 Prozent kann sie auf maximal 30 bis 40 Prozent der ursprünglichen Lichtintensität abgesenkt werden.
Diese Massnahme hängt stark vom Legehennentyp (braune oder weisse) ab, vor den verwendeten Baumaterialien wie auch von der Raumhöhe.
7. Massnahme: Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden
Die direkte Sonneneinstrahlung in den Stall durch Fensterflächen oder Zuluftklappen – aber auch über Lüftungskanäle möglich – sollte sehr gering sein. Wenn es geht, sind Licht -und Schattenspiele oder sogenannte „Sonnenflecken“ durch abdeckende Massnahmen zu verhindern.
8. Massnahme: Beleuchtung auf rotes Licht umstellen
Wenn das rote Licht als Massnahme für die Reduzierung des Kannibalismus gesetzt wird, dann muss die gesamte Beleuchtung im Stall geändert werden. Zu einer Verschlimmerung würde gar eine Teilumstellung führen. Was ist der Sinn? Bei roter Beleuchtung sind bestehende Verletzungen bereits angegriffener Legehennen nicht mehr zu erkennen und damit uninteressant. Es ist nicht eine allgemeine Empfehlung für jeden Durchgang, sondern nur für einen laufenden.
Achtung: Veränderungen in der Lichtfarbe und Intensität sind öfters mit einem erhöhten Bodeneieranteil verbunden.
9.Massnahme: Ueberprüfung Stallklima, um Kannibalismus zu reduzieren
Das Stallklima zu überwachen ist ebenso wichtig wie die tägliche Kontrolle der Legeleistungen. Die Ammoniakbelastung sollte kleiner als 10 ppm, die Stalltemperatur zwischen 18 bis 20 Grad Celsius und niemals sollte Zugluft entstehen.
Entsprechen diese Zielwerte nicht den Normen, so sind nervöse Verhaltensmuster wie Federpicken und Kannibalismus feststellbar.
Einmal verwundete Legehennen können mit einem schnell heilenden Spray behandelt werden. Eine Separierung betroffener Legehennen ist gut.
10.Massnahme: Futterstruktur und Futterzusätze allenfalls prüfen
Bei stark veränderten Futterfarbe und Futterstruktur zum bisher eingesetzten Futter muss beim Lieferanten nachgefragt werden. Es könnte ja sein, dass sich unbewusst ein Fehler eingeschlichen hat. Die Konsequenz daraus könnte ein Absinken der Legerate sein .
Und nun noch zur Partikelgrösse: In der Produktionsphase sollten weniger als 15 Prozent Partikel enthalten, die kleiner als ein Millimeter gross sind. Bei 20 bis 30 Prozent des Futter sollten die Partikelgrösse zwischen einem bis zwei Millimeter betragen; 30 bis 40 Prozent des Futters müsste ein Partikelgrösse von zwei bis drei Millimeter aufweisen. Zwischen 10 und 15 Prozent des Futter darf ein Partikelgrösse von über 3 Millimeter haben.
Was passiert, wenn die Futterpartikel zu klein ist?
Die Futteraufnahme und die Absorption wird schlechter;auch ist vermehrt mit Staub zu rechnen.
Was geschieht, wenn die Partikel des Futters zu gross sind?
Legehennen bevorzugen selektiv grössere Partikel und das Risiko des selektives Frasses nimmt zu.
Bildquellen
- DSC_0002: Heinz Schmid
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