Die Jungtiere für die kommende Ausstellungssaison sind geboren und der Zeitpunkt ist jetzt gegeben, die Jungtiere in die Selbständigkeit zu entlassen. Wir reden vom Absetzen und von der richtigen Ernährung. Es ist aber auch über die riesige Menge an Grünfutter, die uns die Natur zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stellt, zu sprechen.

Viel Rohfaser ist zum Zeitpunkt des Absetzens immer das Richtige. Bis der Züchter sicher ist, dass die Verdauung bei seinen Jungtieren optimal funktioniert, empfiehlt es sich, mit dem Kraftfutter restriktiv umzugehen. Ligninhaltiges Beschäftigungsmaterial von Aesten und Stauden steht zu Hauf zur Verfügung und ist besser als schnell gewachsenes Grünfutter.

 

Absetzen im Juni mit Trennungsschmerz verbunden

Die Trennung aus der wohlbehüteten Gruppe mit der Mutter als Leitfigur ist für jedes Jungtier eine Stresssituation. Viele Tiere werden zu diesem Zeitpunkt verkauft und verlassen damit die Stallanlage, was die Situation noch erschwert. Eine fremde Umgebung erhöht den Stress zusätzlich.

Viele Züchter diskutieren immer wieder die richtige Fütterungsstrategie zum Zeitpunkt des Absetzens. Jetzt, wo die Milch wegfällt, müsste man den Jungtieren erst recht hohe Futtermengen zumuten können. So glaubt man doch.

Diese Denkweise ist nicht ganz richtig. Die Verdauungsorgane des Verdauungssystems sind noch in Entwicklung. Die Forschung nimmt dieses Thema auch immer wieder auf und erst kürzlich ist ein Bericht aus dem Jahre 2016 erschienen, bei dem drei Gruppen von Jungtieren zusammengestellt wurden, die im Alter von 25 Tagen bis zum 81. Tag unterschiedlich gefüttert wurden. Ziel war es herauszufinden, welchen Einfluss die folgenden Fütterungssysteme auf die Entwicklung der inneren Organe ab dem Zeitpunkt des Absetzens hatten.

Versuchs-Anordnung und Resultate

  •  Die Jungtiere der erste Gruppe konnten Futter aufnehmen, so viel sie wollten (Ad Libitum-Fütterung)
  • Die Jungtiere der 2.Gruppe erhielten 50 Gramm während dem 32. bis zum 39. Tag; die 50 Gramm Futter entsprachen 46 Prozent der Ad Libitum-Futtermenge.
  • Die Jungtiere der 3.Gruppe erhielten im selben Zeitraum 65 Gramm pro Tag; die 65 Gramm entsprachen 60 Prozent einer ad Libitum-Futtermenge.

Die Tageszunahmen während der restriktiven Phase fielen bei der Gruppe 2 auf  61 Prozent respektive 67 Prozent bei der dritten Gruppe; sie erholten sich aber rasch in der ad-Libitum Phase  auf 118 respektive 110 Prozent in der zweiten Woche. Bei den Gewichtserhebungen von Herz, Niere und Lunge gab es keine Unterschiede; hingegen fielen die Lebergewichte am 39.Tag auf 55 Prozent in der zweiten; respektive 61 Prozent in der dritten Gruppe. Am Ende des Versuches (81.Tag) waren die Lebergewichte in allen drei Gruppen etwa gleich.

Es lässt sich daraus eindeutig erklären, dass eine eingeschränkte Fütterung nach dem Absetzen keine negative Folgen auf die Gewichtsentwicklung hat; sobald die Tiere nämlich wieder genügend Futter vorgesetzt bekommen, kompensieren sie das Wachstum. Eine zurückhaltende Fütterung über den Absetzzeitraum kann also nur empfohlen werden.

Kräuterreiches Bergheu ist gut riechend und wird gerne von den Kaninchen gefressen.

Die erste Selektion steht bevor

Gute Züchter überprüfen ihre Tiere permanent. Dazu gibt es täglich bei den Fütterungszeiten Gelegenheiten, aber auch bei der Reinigung der Ställe. Wenigstens einmal pro Woche sollten die Tiere Direktkontakt zum Tierhalter haben. In dieser kurzen Begegnungszeit kann doch vieles überprüft werden. Was die Tiere während der Woche an Beschwerden verstecken können, können sie bei der Herausnahme aus dem Stall nicht mehr. Wer früh mit der Erhebung des Gewichtes des Tieres beginnt, kann über die Wochen schnell die Entwicklung mitverfolgen. Ganz schlaue Züchter stellen die Tiere auf dem Tisch kurz in Präsentationpose, denn früh übt sich, was ein Meister werden will.

Tiere, die im frühen Alter schon als Schautiere ausgewählt werden, sollen besonders beobachtet werden. Sie sollen sich während der Aufzucht keine Gliedmassen brechen und auch keine Narben von irgendwelchen, vermeidbaren Verletzungen zeigen. 

Immer noch Grünfutter in Hülle und Fülle

Jetzt im Juni, wo genügend Wärme und Feuchtigkeit vorhanden ist, ist ein Dessert in kleinen Portionen den Kaninchen nicht zu verwehren. Laub- und Obstbaumholz werden gerne benagt und Beschäftigung ist anfangs Sommer im gut belegten Kaninchenstall immer hoch willkommen. 

Ueberschüssiges Grünfutter ist zum richtigen Zeitpunkt zu mähen. Die vorgesehenen Wiesenbestände sollten einen hohen Gräseranteil aufweisen, denn dieser bringt die Rohfaser und sorgt dafür, dass die Kaninchen bei der Futteraufnahme lang beschäftigt sind. Um diese Qualitätsansprüche für die Kaninchenernährung zu erreichen, ist eher ein später Schnittzeitpunkt anzustreben. Denn es ist davon auszugehen, dass je später der Schnittzeitpunkt, desto tiefer ist der Protein- oder Eiweissgehalt, aber umso höher ist der Rohfasergehalt. Dies ist leichter gesagt als gemacht. So sind für die Heuernte immer noch die Wetterverhältnisse ein mitentscheidendes Element. Heu von älter bewirtschafteten Extensoflächen beginnt bei nasser Witterung rasch muffig zu riechen; damit verbunden ist auch ein Anstieg der giftigen Mykotoxine. Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist also nicht so einfach.

Zusammenfassend die Tipps für Juni
-Eine restriktive Fütterung nach dem Absetzen hat keine negativen Auswirkungen.
-Wer selektioniert schaut die Kaninchen intensiv an.
-Ueberschüssiges Grünfutter ist zu konservieren.

 

 

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Bildquellen

  • Bergheu: Heinz Schmid
  • Loh: Heinz Schmid

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