Im Juli genügend Futter und zuviel Wärme vorhanden! Hohe Temperaturen im Sommer sind für pelztragende Tiere eine besondere Herausforderung. Genügend Wasser und beschattete Ställe helfen mit, den Hitzestress zu ertragen.
Wärme und Feuchtigkeit sind aber auch die treibenden Kräfte für das Wachstum in der Natur.
In keiner Jahreszeit wie im Juli fallen so viele Grünfutterpflanzen für die die Fütterg der Tiere an. Vieles davon wird direkt im Stall verfüttert und einiges wird getrocknet und später im Winter den Tieren vorgesetzt. Das Wachstum der Jungtiere darf niemals still stehen, im Gegenteil das Potential soll ausgeschöpft werden.
Selektion – die permanente Aufgabe der Zucht
Die meisten Jungtiere, die für die kommenden Ausstellungssaison vorgesehen sind, sind tätowiert haben eine erste Exterieurbeurteilung der Züchterschaft hinter sich. Nach dem Absetzen erfolgt ein enormes Wachstum des Jungtieres, dem mit einer nährstoffgerechten Versorgung begegnet werden soll. Ein Jungtier, das jetzt nicht zupackt, kann die rassenspezifischen Merkmale nicht ausprägen und gehört nicht in die Zucht. Frohwüchsige Tiere, die eher gebremst werden müssen, sind lebhafter und können die bevorstehende Ausstellungssaison auch besser bewältigen.
Jungtiere lernen im frühen Jugendstadium die Vorzüge des Körpers zu zeigen, wer die Tiere regelmässig aus dem Stall nimmt und auf den Tisch stellt, erarbeitet sich bereits jetzt Vorteile. Es empfiehlt sich, die Entwicklung jetzt genau zu überprüfen. Messbare Grössen wie Gewicht oder Ohrenlänge helfen mit, „Spreu vom Weizen“ früh zu trennen. Langjährige Rassenzüchter kennen zu jedem Altersabschnitt der Jungtiere die passenden Körpergewichte und Ohrenlängen. Wer diese Resultate erfasst und auswertet, kann sich ebenfalls die Selektion mit Durchschnittsresultaten in den folgenden Jahren vereinfachen.
Tiere mit Geschlechtsanomalien, Missbildungen an den Extremitäten, grosse sichtbare (Biss)-Wundverheilungen und Zahnfehlstellungen scheiden bereits jetzt aus. Sie sollen anderen Tieren Platz machen, die die einfachen Grundvoraussetzungen eben erfüllen.

Schatten am einfachsten mit Pflanzen
Die letzten Jahre haben es gezeigt, die Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius sind häufiger geworden. Jeder Hitzetag ist aber für die mit einem Fell geschützten Tiere eine Qual! Bei diesem Thema werden wir Kaninchenzüchter in Zukunft noch mehr Schutzmassnahmen entwickeln müssen, wollen wir das Wohlbefinden der Kaninchen nicht auf Spiel setzen. Materialien wie Blech auf den Dächern werden verschwinden müssen, weil sie Wärme nicht ableiten können, sondern das Gegenteil bewirken und die Ställe noch zusätzlich aufheizen.
Beschattungen sind einfache Massnahmen, die jeder Kaninchenzüchter mit wenig Arbeitsaufwand erreichen kann. Es handelt sich aber um Notmassnahmen, die täglich auf`s Neue wieder eingerichtet werden müssen, denn Gewitter machen diese Schatteneinrichtungen im Nu wieder zunichte und blasen Decken und Tücher davon.
Vielmehr muss heute an Beschattungen gedacht werden, die baulich mit Isolationsmaterial vollzogen werden. Eine einfache natürliche Beschattungsmöglichkeit ist das Pflanzen von Kletterpflanzen oder Bäumen. Bäume können mit ihren Baumkronen ein sicherer Schattenspender sein. Interessanterweise sind die Temperaturen im Schatten auch niedriger, weil es der Baum versteht, Wasserdampf abzugeben und die Umgebung abzukühlen. Hochstammobstbäume bringen nach einigen Jahren einen Zweitnutzen mit den vielen Früchten (Aepfel oder Birnen), von denen die Tiere selber auch gerne die eine oder andere Frucht verspeisen.
Kühlung im Stall
Die klimatisierten Ställe für Kaninchen sind bis jetzt noch nicht auf dem Markt. Die Züchter haben aber durchaus Möglichkeiten dem Hitzestress der Tiere zu begegnen. Wenn das Tränkewasser zweimal pro Tag frisch und damit kühl vorgesetzt wird, so ist dies zu begrüssen. Wenn das Futter nicht an der Sonne gelegen hat, sondern von einem beschatteten oder kühlen Ort kommt, dann ist das umso besser.
Es gibt Züchter, die mit verschiedenen Kühlelemente, die direkt aus der Kühltruhe kommen, im Stall für ein angenehmes Klima sorgen. Selbst gefrorene Flaschen, die in die Heuraufen – meist zusätzlich verpackt – gestellt werden, können den gestressten Tieren wohl tun.
In dieser heissen Zeit stellen viele Züchter auch fest, dass die Tiere gerne in den Mist liegen, um vom verdampfenden Wasser zu profitieren. Die Reinlichkeit der sonst sauberen Tiere spielt in einem solchen Fall immer eine sekundäre Rolle.
Gefrorene Pflanzen zum Fressen vorgesetzt gehören aber nie in einen Kaninchenstall.

Futterangebot reichlich aber auch schnell verderblich
Der Sommer häuft an, was im Winter vermisst wird. So ist genügend ja sogar zuviel Grünfutter vorhanden und aus dem Garten kommt zusätzlich ebenfalls der eine oder andere Leckerbissen. Grünfutter bringt Wasser in den wachsenden Körper der Jungtiere. Doch aufgepasst, meist ist die Darmflora noch nicht so weit für eine grünfutterbetonte Ernährung. Die Tiere zeigen dies schnell mit Durchfall an. Fütterungsbedingter Durchfall lässt sich immer einfach und schnell korrigieren, indem die Menge reduziert wird. Um diese Probleme gänzlich zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Grün- und Gartenabfallfütterung als Dessert- Beigabe anzuschauen. So kommen die Tiere selbst auch nicht in die Versuchung, davon viel zu viel aufzunehmen.pe=“minimal“ lists=“undefined“ button_color=“undefined“]
Grünfutter soll nach dem Rüsten oder nach dem Schneiden sofort an die Tiere verfüttert werden. Langes liegen lassen macht die Pflanzen-(Resten) nicht besser. Im Gegenteil mit den zuvor beschriebenen hohen Temperaturen im Sommer verändern sich die Futterbestandteile und sie werden auch rasch von den verschiedensten „Mitesser“ kontaminiert. Faulende oder gärende Pflanzenmaterialien sind Gift für die Kaninchen; sie führen zu Blähungen und gar zu Darmerkrankungen.
Futtermenge genau abwiegen!
Wenn die Kaninchen die für sie bestimmte und abgemessene Futtermenge nicht aufnehmen, so ist das in dieser stressbedingten Phase nichts Aussergewöhnliches. Diese Periode darf sich aber nicht über Wochen dahinziehen, denn durch die verminderte Eiweisszufuhr würde sich auch die Immunabwehr der Tiere verringern und es käme unverhofft zu Todesfällen.
Die Sauberkeit im Stall ist das wichtigste in einer Periode wie im Sommer, wo die besten Voraussetzungen für die Entwicklung der Mikroorganismen vorhanden sind. Nicht selten wir deshalb empfohlen, das Tränkewasser mit Obstessig anzusäuern. Ein solcher Säurezusatz in der Grössenordnung von 5 bis 7 ml pro Liter Frischwasser hat eine antimikrobielle Wirkung und hemmt die Entwicklung von krankmachenden Keimen.
Zusammenfassend die Tipps für Juli
–Hingucken und genau schauen, wie sich die Tiere weiterentwickeln.
–Alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Schatten und Kühlung spenden.
–Keine verdorbenen Futtermittel verfüttern.
-Immer die gleichgrosse Futtermenge geben, um Veränderungen zu sehen.
Bildquellen
- Zähne überprüfen: Heinz Schmid
- Bild Japaner: Heinz Schmid
- A1: Heinz Schmid