Selbstverständlich ist jedes Futter strukturiert und hat etwas Staub!

Die Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung Kitzingen LVFZ führte eine Untersuchung mit 68 Proben von Legehennen-Alleinfutter in der Zeit von September 2015 bis November 2016 durch. Ueber eine Siebanalyse wollten die Fachleute herausfinden, in welche Grössenklasse sich die im Mehl befindenden Partikel einteilen lassen und um wieviel die Ergebnisse von den Empfehlungen abweichen.

Oben liegt das gröbste Futter; ganz unten sind die feinsten Partikelchen. Auf einem Rütler läuft der Prozess ab.

Empfehlung der Partikelgrösse

Hühner picken gerne; wie dürfen sogar sagen, sie picken den ganzen Tag. Ihre tägliche Beschäftigung ist die Futtersuche und dabei machen sie nichts anderes als picken.

Die Herstellung von Futter muss auch so ausgerichtet sein, dass das Geflügel ihrem Trieb nach Futtersuche erfüllen kann. Grosse Partikel (Getreide) fressen die Hühner in der Regel bevorzugt.

Partikelfraktion Minimum Maximum
>2.5 mm 1 % 5 %
2.0 - 2.5 mm 10 % 15 %
1.6 - 2.0 mm 15 % *25 %
1.0 - 1.6 mm 25 % *40 %
0.5 - 1.0 mm 15 % 25 %
<0.5 mm 12 % 20 %
Quelle: Forschungsergebnisse LVFZ Kitzingen

* Diese beiden Partikelfraktionen 1.0 bis 2.0 mm sollten 50 % des Futters ausmachen.

Zielbereich und effektive Partikelgrosse

Wenn immer Ergebnisse der Erhebungen vorliegen, so ist es auch richtig, diese mit den Zielvorstellungen zu vergleichen. Ueberraschenderweise weicht die Futterstruktur der abgegebenen Futterproben doch erheblich von der Soll-Vorgabe ab. So zeigt sich zum Beispiel ein stark erhöhter Anteil an Grobpartikeln der Grösse über 2. 5 Millimeter; statt der Zielvorstellung von 5 Prozent Anteil sind es 14 Prozent. Der Feinanteil von kleiner als 0.5 Millimeter liegt im gewünschten Bereich. Die mittlere Partikelgrössenfraktion von 1 bis 2 Millimeter müsste zusammengezählt die Hälfte des Futters ausmachen; in der Analyse liegt dieser gewünschte Hauptbestandteil des Legefutters nur bei 36 Prozent.

Partikelgrösse vorhandenen Rohstoffkomponenten
< 0.5 mm Feinanteil nicht strukturierter Komponenten wie Premix mit Spurenelementen, Vitamine und Mineralstoffen (Kalzium)
0.5 - 1.0 mm Feinere Anteile der Proteinträger (z.B Sojaextraktionsschrote)
1.0 - 2.0 mm Gewünschter Bereich (v.a Getreide; Proteinträger (z.B Extraktionsschrote)
2.0 - 2.5 mm Getreide-, Bruchstücke, kaum ganze Körner
> 2.5 mm Grobanteile mit ganzen Körnern

Es gibt bei den Rohstoffkomponenten Strukturen von ganz fein bis hin zu grob!

Inhaltsstoffe in den einzelnen Partikelfraktionen

Den Anteil der Rohstoffkomponenten kennen wir von vorheriger Grafik. Interessant ist es nun zu wissen, welche Inhaltsstoffe sich allenfalls in diesen Fraktionen befinden.

Partikelgrösse MJ ME/kg XP oder RP in % Metionin % Ca % Na %
< 0.5 mm10.313.40.737.030.45
0.5 - 1.0 mm10.019.40.436.180.27
1.0 - 1.6 mm10.018.20.36.750.10
1.6 - 2.0 mm 12.217.20.282.130.03
2.0 - 2.5 mm12.4 14.70.242.310.02
> 2.5 mm 12.7 13.30.221.470.02

Kleinere Futterpartikelfraktionen mit einer Grösse <1.6 Millimeter zeigen eine niedrige Energiedichte, aber sehr hohe Gehalte an Aminosäuren und Mineralstoffen.

Futterpartikel mit einer Grösse von über 1.6 Millimeter enthalten kaum Natrium (<= 0.03 Prozent), wenig Methionin und Kalzium jedoch sehr viel Energie.

Kurz gesagt: Mit steigender Futterpartikelgrösse steigt der Energiegehalt und es sinken die Gehalte an Aminosäuren und Mineralstoffen.

Fressbares auf dem Boden anpeilen und sofort zuschlagen!

Ergebnis eines Praxisversuches

Bei hohen Grobpartikelanteilen und den damit verbundenen Abweichungen bei den Nährstoffgehalten ist von einer selektiven Futterauswahl der Legehennen auszugehen. Dies führt zu einer nicht bedarfsgerechten Nährstoffversorgung der Hennen.

Dies wurde an einem Praxisbeispiel überprüft:

In einem 90 Meter langen Stall wurde auf eine leergefressene Futterkette gefüttert und dann während der Fütterung per Handstaubsauger Proben aus der Futterkette in verschiedenen Abteilen gezogen. Als Referenz galt das am Einlauftrichter der Kettenbefüllung vorhandene Futter, welches einen deutlich erhöhten Grobpartikelanteil mit 9.9 Prozent über 2.5 Millimeter aufwies. Futter am Ende des ersten Abteils wies hingegen nur noch 1.3 Prozent in diesem Grössenbereich auf. Daraus folgern wir, dass die Hennen des ersten Abteils bei laufender Futterkette den Grossteil der groben Partikel (V.a Bruchstücke, Weizen, Mais ) fressen und den Hennen in den hinteren Abteilen stehen diese Futteranteile überhaupt nicht mehr zur Verfügung.

Beurteilung und Konsequenz

Diese Problematik des selektiven Fressens trifft speziell auf lange Ställe mit Flachkettenfütterung zu. Hennen im ersten Abteil, die vorrangig Getreidebruchstücke aufnehmen, sind überversorgt mit Energie. Zugleich haben sie Defizite an den in den feineren Futterbestandteilen verstärkt enthaltenen Aminosäuren und Mineralien. Diese Defizite können schnell zu Federpicken führen. Die Beobachtung aus der Praxis, dass bei einer fehlerhaften Futterlieferung o.ä die Hennen im ersten Abteil als erstes und am massivsten reagieren, bekräftigt diese Annahme. Möglicherweise werden durch die sehr stärkehaltige Ernährung dieser Hennen auch Stoffwechselbelastungen (Fettleber) forciert.
Quelle: Aktuelle Forschung LVFZ Kitzingen

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Bildquellen

  • Foto 1: Heinz Schmid
  • Foto 2: Heinz Schmid
  • Foto 3: Heinz Schmid

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