Es ist unbestritten, Tiere auf einer grünen Weidefläche entsprechen in der Haltung dem Gedanken des Tierwohls. Die Tiere nehmen dabei auch gerne saftiges Grünfutter auf. Weil es so gut schmeckt, kann es schnell einmal zuviel sein, vor allem dann, wenn zuvor die Kleintiere (Kaninchen etc.) nicht an das Grünfutter gewohnt wurden.
Schritt für Schritt in die Grünfütterung
Gierig fressen die Kleintiere Grünfutter, das ihnen zum ersten Mal vorgesetzt wird. Auch auf einer Weide nehmen die Tiere gerne möglichst grosse Mengen Grünfutter auf.
Alle Tiere sind aber an Futterumstellungen zu gewöhnen. Rasche Futterwechsel führen zu Verdauungsproblemen, besonders bei Jungtieren, die selbst noch am Aufbau eines stabilen Verdauungssystems sind. Weil die Enzyme fehlen, kommt es zu Durchfall und in vielen Fällen zu Abgängen.
Eine Umstellung an die Grünfütterung nimmt Wochen in Anspruch. In dieser Zeit können die Mengen gesteigert werden. Beim grössten Raufutterverwerter rechnen die Landwirte mit einer Zeit von 6 Wochen bis die Mikroorganismen im Verdauungssystem voll an die neue Situation angepasst sind.
Stellen wir die Fütterung der Kleintiere nicht hauruckartig um, denn dies führt zu negativen Ueberraschungen. Der beste Tipp, der hierzu abgegeben werden kann, ist das Grünfutter in Dessertportionen im Stall anzubieten. So liegt auch weniger Futter auf dem Boden ungenutzt herum. Futter, das nicht aufgenommen und später von den Kleintieren trotzdem gefressen wird, ist ein Risiko für die Gesundheit der Tiere.
Auf Qualität achten
Die Kunst eines jeden Tierhalter ist es, eine gleichbleibende Qualität des Futters den Tieren vorsetzen zu können. Dies setzt ein geschicktes Nutzen der vorhandenen Parzelle voraus, denn durch das kontinuierliche Wachstum der Pflanzen verändert sich nicht nur die Wuchshöhe, sondern auch deren Inhaltsstoffe.
Sehr kurz geschnittenes Grünfutter – meist unter 15 cm Wuchshöhe – wird zwar gerne gefressen, ist aber vor allem bei hohen Einsatzmengen und hastiger Aufnahme für das Verdauungssystem belastend, weil die Rohfasern in zu geringen und das Rohprotein in zu hohen Mengen vorhanden sind.
Sind die Wuchshöhen über 35 cm so sind die an Rohprotein und Mineralstoffen stark zurückgegangen; hingegen stimmen die Faserwerte beispielsweise für die Kaninchenernährung.
Zur Verminderung der Parasiten empfehlen die Fütterungsspezialisten bei der Düngung von Weideparzellen auf Frischmist zu verzichten.

Ein angepasstes Weidemanagement
Auch bei den Kleintiere ist ein Weidemanagement durchaus zu empfehlen. Was die Grossen können, das können die Halter von Kleintieren ebenfalls . Grundsätzlich gilt, wer Tiere auf Grünflächen hält, sollte zwischen Weidenutzung und Schnittnutzung abwechseln. Das heisst, wenn Tiere ein Grünstück als Auslauf benutzten, dann sollte der nächste Aufwuchs geschnitten werden. Mit einem späten Schnitt würde man eine Voraussetzung für gutes Dürrfutter schaffen. So ist der Grasbestand älter als bei einer Grünfutternutzung. Das wäre ideal für einen hohen Rohfasergehalt im Heu. Heu dient bei der Nagerernährung immer auch als Beschäftigung.
Eine abwechslungsreiche Nutzung einer Grünfläche fördert auch die Pflanzenbestände. Mit älteren Pflanzenbestände erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Samen auf den Grund fallen und wieder keimen. Ein Bestand, der durch die Abwechslung dichter wird, kann auch weniger schnell verunkrauten.
Und noch etwas! Tiere müssen sich nicht den ganzen Tag auf den Parzellen aufhalten können. Wenn beispielsweise nur eine Stunde gewährt wird, ist das Risiko einer zu grossen Grünfutteraufnahme auch geringer. Wie lassen häufig zu Beginn der Weidesaison Jungtiere maximal eine Stunde draussen. Wir wollen nicht, dass das noch nicht adaptierte Verdauungssystem der Jungtiere zu stark belastet wird.
Veränderungen der Grasbestände
Kein Tag ist beim Aufwuchs des Grünfutters wie der andere! Mit dem Wachstum verändern sich jeden Tag die Inhaltsstoffe (Nährstoffe).
In der Uebersicht lässt sich folgendes sagen:
Je älter der Grasbestand wird, desto
– weniger Wasser ist in den Pflanzen enthalten
– mehr Rohfaser ist in den Pflanzen enthalten; was eigentlich für die Kleintiere gut ist.
– geringer ist der Rohproteingehalt.
– weniger Mineralstoffe (Mineralstoffe, Phosphor, Magnesium, Natrium und Kalium) finden sich im Substrat.
Die Wachstumsphase bei Grünfutter wird nach ganz bestimmten Vegetationsmerkmalen eingeteilt. Vom Blattstadium zu Beginn der Vegetation über das Schossen hin zum Rispenschieben sind bekannte Beurteilungskriterien der Futterbauspezialisten. Dazu kommen noch die beiden Stadien zu Beginn der Blüte und Ende der Blüte.
Auch bei einem zweiten oder dritten Schnitt stellen sich wieder die gleichen Stadien ein; allerdings nicht mehr mit dem gleichen Nährstoffgehalt.

Rasen oder Wiese?
Häufig stellt sich die Frage, ob Rasen oder Wiesen? Der Rasen darf meist als Monokultur von verschiedenen Gräsern bezeichnet werden. Gräser sind beim Aufwuchs – egal zu welchem Schnitt -sehr eiweissreich und deshalb nicht für alle Kleintiere geeignet. Mag sein, dass die Hühner damit besser zurecht kommen als beispielsweise die Kaninchen. Wiesenansaaten weisen meist ausser den Gräsersorten auch Kleearten und Kräuter auf.
Bei Wiesenmischungen etwas ausgeglichener. Selbstverständlich können sie nicht mit Schnittverträglichkeit eines Rasens verglichen werden. Und es gilt auch nicht zu tief zu mähen, weil nicht alle Pflanzen einer Mischung dies akzeptieren würden.
Halten wir fest! Tiere schätzen als Dessert Grünfutter und sie sind immer bereit und sei die Zeit noch so kurz, einen Auslauf auf einer mit Pflanzen bewachsenen Unterlage zu geniessen.
Bildquellen
- Hühnergruppe: Heinz Schmid
- Löwenzahn: Heinz Schmid
- Magerwiesen: Heinz Schmid