Die Natur produziert nun einmal 50 Prozent weibliche Wesen. 50 Prozent sind männliche Küken, was weltweit etwa 3 Milliarden ergibt. Die Mastleistung der Legehybriden-Zuchten ist nicht zufriedenstellend. Die Geflügelbranche macht deshalb kurzen Prozess und schaltet die männlichen Tiere aus.
Hierzu muss es jetzt umfassende Lösungen geben und das gegenwärtige Halten von Legehennen muss korrigiert werden.
1. Ziel: Legehennen länger nutzen
Mit einer Nutzungsverlängerung der Legehennen in grossen landwirtschaftlichen Betrieben müsste an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden. So würde es weniger Elterntiere brauchen und die Planung (Elterntiere, Bruteier und Aufzucht der Küken) müsste neu organisiert werden. Aber auch dieser Schritt liesse sich in Absprache mit all den Beteiligten durchführen.
Legehennen, die durchaus noch in Legebereitschaft sind, dürfen niemals aus dem Bestand ausscheiden. Heute müssen die Tiere mit 90 % Legebereitschaft den Betrieb verlassen, was eindeutig zu früh und ethisch nicht tragbar ist.
Die Legehennen hätten ein Potential von 1000 Eiern; heute liegen wir bei 300 Eiern pro Henne. Mit Bestimmtheit nimmt die Qualität (Eischale) mit zunehmender Legedauer ab. Aber 500 Eier müssten als Ziel gesetzt werden.
2. Ziel: Frühzeitige Geschlechtsbestimmung am intakten Ei
Die beste Lösung, um das Problem der „Entsorgung der männlichen Küken“ in den Griff zu bekommen, ist die männlichen Bruteier gar nicht auszubrüten. Dafür braucht es aber Verfahren, die ein befruchtetes, männliches Ei erkennen. Solche Bruteier-Bestimmungen gibt es schon, doch klappt es noch nicht so richtig in der Praxis. Ausser den Kosten muss diese Tätigkeit ohne Fehler ablaufen können. Ein Anstechen der Eischale darf die Entwicklung der weiblichen Küken nicht beeinflussen. Deshalb sind Verfahren noch besser, bei denen am intakten Ei geprüft werden kann. Wie es heisst, kommt keine Methode ohne Bebrüten aus und der dabei früheste Bestimmungs-Termin ist erst ab dem 4. Tag möglich. Das Herz beginnt aber ab dem 3. Tag zu schlagen, weshalb auch diese Methode zu verwerfen ist.
3. Ziel: Bruderhähne-Programm der Geflügelbranche verbreitern
Zu diskutieren wäre auch die Aufzucht der Brüder der Legehennen, obwohl sie weit langsamer wachsen als die Masthühner, weniger fleischig sind und deutlich schlechter in der Futterverwertung dastehen.
Es gibt bereits Programme „Henne & Hahn“, die sich über einen Verkaufsmehrpreis der Eier finanzieren. Als Beispiel sei ein Projekt aus Deutschland erwähnt, bei dem 4 Cent mehr pro Ei erhoben werden. Mit diesem Mehrpreis wird die Mast die Bruderhähne quer finanziert.
4.Ziel: Zweinutzungshuhn genetisch fördern
Früher sind die Zweitnutzungsrassen bekannt geworden. Die weiblichen Tiere haben die Eierproduktion übernommen. Die männlichen Tiere dienten zur Fleischproduktion. Es gibt Projekte, die auch unterstützt werden. Allerdings sind Einbussen in der Legeleistung bekannt, so gibt es deutlich weniger und kleinere Eier.
Es kürzlich stellte die tierärztliche Hochschule Hannover ihre Forschungsergebnisse eines Kooperationsprojekt „Zweinutzungshuhn“ vor. So setzte man die Hennen der Linie „Lohmann Dual“ zur Eierproduktion ein. Die Hähne wurde zur Fleischproduktion eingesetzt. Die Teilziele dieses Projektes waren das Vermeiden des Tötens der männlichen Küken, das Tierwohl zu verbessern, indem der Stress für alle Tiere und die Leistung entschleunigt wurde.
Ergebnisse aus die Projekt lassen sich wie folgt zusammen stellen:
- Die Zweinutzungshennen legen 50 Eier weniger
- Es gab keine oder nur geringe Qualitätsunterschiede
- Zweinutzungshähne müssen doppelt so lange gemästet werden, nämlich 64 Tage um ein Gewicht von 2 Kilogramm zu erreichen.
5. Ziel: Mauser zur Verlängerung der Legephase in Betracht ziehen
Heute wird das Thema der Mauser wieder mehr thematisiert. Sie soll die Verlängerung der Legeperiode ermöglichen. Und eine Verlängerung der Nutzungsdauer einer Legehenne führt eben über eine Mauser. Diese Phase stellt neue Ansprüche an die Nährstoffversorgung für einen Federkleidwechsel. In dieser Phase sind die Reproduktionsorgane für die bevorstehende „zweite Legeperiode“ vorzubereiten.

Da die Mauser ein hormoneller, von Temperatur, Tageslänge und Nahrungsangebot abhängiger, naturgegebener Prozess ist, folgt sie am Ende der Legeperiode. Sie geschieht eher früher bei schlechten Legerinnen und eher später bei guten Legerinnen.
Eine ältere, praktikable Mauser-Strategie beispielsweise nach der 65. Woche aus den USA läuft auf eine10-tägige Fastenzeit und anschliessend 8-tägige Fütterungszeit mit geschrotetem Mais hinaus. Anschliessend folgt eine 10-tägige Periode mit einem Legehennen-Aufbaufutter. Nicht selten wird in Alternativprogrammen mit sehr guten Ergebnissen Luzernemehl in der Grössenordnung von 90 % zu Beginn der Mauser gearbeitet. Die Reduktion des Luzerneanteil kann bis 70 % gehen und der Rest kann mit Legehennenalleinfutter ergänzt werden.
Verschiedene Mauserprogramme
In verschiedenen Labelprogrammen sind mögliche Mauserabläufe festgehalten. Bei einem Einsatz von Weizenkleie und einem restriktiven Lichtprogramm in einer 28-tägigen Phase stieg die Todesfallration. Das Legehennenmehl gab es ab dem 14.Tag für die Hühner; in den beiden ersten Tagen bleib die Ratio bei 50 %.
Neuer Mauserprogramm aus den USA gehen von einem 24 Stunden Lichtprogramm aus, das dann stufenweise wieder auf 16 Stunden erhöht wird. Die Kalzium-Partikelgrösse spielt dabei eine grosse Rolle, weil sie zu Beginn sehr klein sind. Die Futtermenge reduziert sich auf gut die Hälfte und zusätzliches Salt fällt weg.
Eine Mauser geht stets mit einem Gewichtsverlust der Althenne einher (Körperfett und Eierstock). Während dieser Verjüngungskur einer Herde geht es deshalb darum, genügend Kräfte zu mobilisieren, um die folgende Legeperiode auf einem hohen Leistungsniveau ohne Krankheitsausfälle fortführen zu können. Vitaminergänzungen können somit hilfreich sein.
6. Ziel: Für Althennen braucht Geflügelbranche Vermarktungskonzepte
Wir alle wissen es, wir wollen keine Suppenhühner mehr essen. Nur noch Fleisch von Mastpoulets, das zart und schmackhaft ist, ist uns genehm. Die Geflügelbranchen steht vor einer grösseren Herausforderung, die sich lösen lässt, indem zweitklassiges Fleisch verzehrt wird.

Sobald die Bestände grösser sind, werden auch die Probleme dementsprechend grösser. Sind Schlachtbetriebe für grössere Beständen zu finden, so wird es richtig schwierig. So braucht es Zulassungen der Schlachtbetriebe. Bei Entfernungen von mehr als 65 Kilometer ist ein Sachkundennachweise nötig. Geschlachtete Tier müssen auf 4 Grad Celsius heruntergekühlt werden und dürfen nicht so transportiert werden. Es braucht eine zweite Tour, um die Tiere am nächst folgenden Tag abzuholen.
Ebenso braucht es für die nun zu Hause liegenden Schlachtkörper ein Vermarktungskonzept. Selbst die Herstellung der Hühnersuppe ist streng geregelt.
Deshalb gilt, am besten die Legehennen so spät als möglich zu schlachten und lange zu nutzen, denn Suppenhühner zu vermarkten ist weit schwieriger als Eier …
Hier das Suppenhuhn-Rezept eines Schweizer-Verbandes.
Das empfohlene Monats-Versorgungspaket
Mit dem Kauf einzelner Produkte unterstützt du die Arbeit für die Zusammenstellung der Infos. (Aber Achtung : Nicht alle Produkte können in die Schweiz geliefert werden)
Zusammenfassend: Was ist zu tun?
– Langes Leben bei den Legehennen anstreben
– Leistungsgerechte Versorgung der Legehennen
Dem Phasenablauf entsprechend würde jetzt der nächste Fach- Beitrag folgen.
Bildquellen
- Huhn 12b: Heinz Schmid
- Hühnersuppe: Heinz Schmid
- Hühnergruppe: Heinz Schmid