Kaum eine Tiergattung kann sich so schnell vermehren wie die Kaninchen. Doch dafür muss vieles stimmen. Angefangen von der Gesundheit der Tiere, Haltung und Ernährung. Vielfach scheitert aber die Zuchtplanung, weil die Natur nicht mitspielt und die Züchterschaft den geplanten Nachwuchs nicht erhält.
Eine erfolgreiche Nachzucht ist nur möglich, wenn alle Faktoren des Reproduktionsprozesses ihre Funktion ausüben können. Bekannterweise ist der Erfolg in der Nachzucht immer von zwei Individuen abhängig; diese beiden – Zibbe und Rammler – müssen in Zuchtkondition sein.
Im Februar die Kaninchen in Zuchtkondition bringen
Vorbei ist die Zeit als die Schönheit der einzelnen Kaninchen in den Diskussionen bei der Züchterschaft am meisten für Aufmerksamkeit sorgte. Je mehr die spärlichen Ausstellungen der vergangenen Saison in den Hintergrund treten, desto mehr wird sich jeder Züchter bewusst, dass nun aus jedem hoch punktierten Tier auch ein gutes Zuchttier werden soll. Das ist zwingend, denn nur so können die Gene an den bevorstehenden, wertvollen Nachwuchs weiter gegeben werden.
Wie geht der/die ZüchterIn damit um? Viele Kaninchenzüchter wissen, dass längst nicht jedes gute Ausstellungstier ein guter Vererber wird. Viele Versager gibt es bereits in der ersten Phase, in der die Tiere ihre Fortpflanzungsfähigkeit erst einmal gar nicht zeigen, dies obwohl die Art der Kaninchen weltweit für ihre Fruchtbarkeit sehr bekannt ist.
Eine letzte Kontrolle vor der Paarung, bei der die Geschlechtsteile sowohl beim Rammler wie auch bei der Zibbe begutachtet werden, ist angesagt. Es ist auch der Moment, wo die Krallen auf ihre Länge überprüft werden. Spitzige Krallen können jetzt noch gut gekürzt werden, um damit die Verletzungsgefahr der Nestlinge zu reduzieren. Häsinnen schützen nämlich bei Gefahr ihren Nachwuchs und nicht selten setzen sie sich auf das Nest. Krallen nachschneiden während der Trächtigkeits- oder Säugephase ist umständlich und immer zusätzlich mit einem Verletzungsrisiko des Muttertieres verbunden.
Für den Zeitpunkt der Paarung spielen neben den biologischen Vorsetzungen auch andere Ueberlegungen wie beispielsweise die Termine der Ausstellungen; entsprechend ist die Paarungsplanung anzupassen. Nach der Ausstellungssaison ist vor der Ausstellungssaison.
Hormoneller Zyklus muss funktionieren
Kaninchen unterliegen keinem Brunstzyklus, wie wir das von anderen Wild- oder Nutztieren kennen. Was aber nicht heisst, dass nicht auch sie über die Umwelt wie Temperatur und Licht gesteuert werden. Diese sind dann auch hauptsächlich verantwortlich, damit die Hormone im Gehirn Paarungsreize auslösen können. Bekannt sind die beiden Hormone – luteinisierendes Hormon LH und das follikelstimulierendes Hormon FSH -, die die Eibläschen der Eierstöcke bei den Zibben reifen lassen. Diese Eibläschen produzieren mit zunehmendem Alter das Hormon Oestrogen, welches für die Paarungsbereitschaft der Zibbe verantwortlich ist. Während dieser Zeit ist sie deckbereit. Im Frühling ist die Produktion der Eibläschen am grössten; bei übergewichtigen Zibben jedoch ist die hormonelle Steuerung gestört.
Bei den Rammlern werden die Samenzellen in den Hoden gebildet und nachher in den Nebenhoden gespeichert. Geschlechtsdrüsen geben bei einem Samenerguss Sekrete ab, die sich mit den Spermien mischen. Hormone aus den Hoden und Schilddrüsen lösen die Deckbereitschaft beim Rammler aus.
Bei all diesen hormonellen Vorgängen spielt das Licht und die Temperatur also eine entscheidende Rolle; diese wirken sich auf die Paarungsbereitschaft, Geschlechtsreife und die entscheidende Befruchtungsquote aus.
Fütterung und Haltung der angehenden Elterntiere
Wohl in keiner Phase ist eine ausreichende Nährstoffversorgung der weiblichen Tiere mit zusätzlichen Vitaminen und Spurenelemente wichtiger als kurz vor dem Deckzeitpunkt. Wie sensibel der Organismus bei einer nicht angepassten Ernährung reagiert, ist auch wissenschaftlich bewiesen worden. Ein sogenannter Vitaminstoss über das Trinkwasser ist jetzt am besten angezeigt. Nicht nur die Zibben können davon profitieren, auch bei den anderen im Stall noch verfügbaren Tieren fördert dies die Gesundheit zu Beginn des Frühlings.

Für das Wohlbefinden der Tiere selbst ist eine Ueberversorgung an Energiekomponenten, die sich in Form von Fett anlagert, nicht anzustreben; im Gegenteil übergewichtige Tiere werden schneller krank und sind weniger vital und sind deshalb restriktiver zu halten.
Ein erfolgreicher Deckakt ist der Beginn der nächsten Generation. Doch nicht immer läuft diese hitzige Phase glimpflich ab und sie steigert sich gar in eine Ueberhitzung. Ein Deckakt muss immer überwacht werden. Nicht selten kommt es zu Verletzungen, die sich für ein Schautier nicht ziemen. Viele ZüchterInnen nehmen deshalb die Tiere aus den Stallungen und lassen den Deckakt auf einem Tisch vollziehen. Nützlich ist es auch, wenn beispielsweise die Balkone für diesen Akt aus dem Stall entfernt werden können.
Zibben lassen sich nicht decken – was nun ?
Wenn alles nichts nützt und wenn sich die Zibbe einfach nicht decken lässt und wenn der Züchter bereits ans Weggeben (=schlachten) denkt, dann sollten doch noch einige Hausrezepte ausprobiert werden:
– Futterwechsel
– Frauenmantel, Basilikum und Storchenschnabel und vielen anderen Kräutern wird eine hormonregulierende Beeinflussung nachgesagt. Nicht immer stehen diese Pflanzen frisch zur Verfügung, weshalb viele ausweichen und Tee anstelle von Wasser den Tieren vorsetzen.
– Ebenfalls kann ein Stallwechsel über mehrere Tage mit einem Rammler eine widerspenstige Zibbe hitzig werden lassen.
– Es kann auch vorkommen, dass einer Häsin der vorgesehene Rammler nicht passt, dann müsste ein Partnerwechsel anvisiert werden. Und manchmal braucht die Natur einfach etwas Zeit und die Geduld wird belohnt. Ein paar wärmere Tage können hier Wunder wirken.

Reinigung des Stalles angezeigt
Immer im Frühling haben die Züchter am wenigsten Tiere, da wäre eine gründliche Reinigung der Stallanlage am einfachsten möglich. Ein Desinfektionsmittel, das im Handel bezogen werden kann und für eine tadellose Reinigung mit warmen Wasser für die Kotschubladen zweckmässig ist, kann helfen, das Krankheitsrisiko zu reduzieren.
Flushing – Methode erhöht die Fruchtbarkeit
In der Schafzucht behilft sich der Tierhalter mit einer einfachen und einleuchtenden Methode, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Die Mutterschafe werden vor dem Paarungszeitpunkt bewusst energiearm gefüttert. Kurz bevor der Bock zugesetzt wird, erhöht der Schäfer die Fütterungsintensität , was als „Flushing“ bezeichnet wird. Es kommt so zu einer guten Befruchtungsrate und ebenfalls wurde eine Zunahme der Zwillingsgeburten festgestellt, weil diese Lebens-Phase die Einnistung der befruchteten Eier fördert.
Lichteffekte auf tierische Leistungen
Hier einmal eine Zusammenstellung verschiedener Tiere und wie sie auf Licht reagieren.
Wachstum | Fortpflanzung (Zyklus) | Laktation (Leistung) | Eizahl, Eigrösse | |
Rind | + (post-pubertal) | – | + | |
Schaf | + ,z.T.- | +++ | ? | |
Ziege | ? | +++ | +(?) | |
Huhn | + | +++ | +++ | |
Pferd | ? | +++ | ? | |
Kaninchen | ? | +++ | ? | |
Schwein | +/- | + | + |
Quelle: Susanne E.Ulbrich, Physiologie Weihenstephan
Zusammenfassung
– In Zuchtkondition heisst optimales Zuchtgewicht (Je nach Rasse)
– Eine zusätzliche Vitaminversorgung ist angezeigt
– Desinfektion des Stalles kann sich positiv auswirken
– Lichteinfluss hat positive Auswirkung auch beim Kaninchen
Bildquellen
- Zibbe in der nähe des Nachwuchses: Heinz Schmid
- Bild 3 b: Heinz Schmid
- OLYMPUS DIGITAL CAMERA: Heinz Schmid