Aller Anfang ist schwer! Das mag zum Teil auch für den Start in die Rassenkaninchenzucht gelten. Doch sollte dieses Hobby Ausgleich zum Alltag, Befriedigung und Abwechslung bringen. Das Ziel einer einfachen Zucht mit gesunden und frohwüchsigen Tieren können alle engagierten Züchterinnen und Züchter erreichen.
Wir zeigen im Folgenden einen Weg auf und wollen auf mögliche Fragen, die sich zu Beginn einer Zucht stellen, Antworten finden. Selbstverständlich legen wir bei den züchterischen Ueberlegungen den Schwerpunkt auf die Grundlagen der Genetik.
Zeichnungstiere stellen einen höheren Anspruch an Kenntnisse der Genetik; weshalb vielleicht einfachere Rassen zu Beginn einer Zucht bevorzugt werden sollten.
Rassenauswahl aufgrund von Richtmassen
Es sollte mit der heutigen Rassenvielfalt und den vielen Farbenschlägen nicht schwierig sein, seinem ästhetischen Wunsch entsprechend eine geeignete Wahl treffen zu können. Der Typ der Rasse entscheidet über die Stallgrösse; aufgrund der Gewichte der Kaninchen sind vom Tierschutz Buchtengrössen festgelegt, die es einzuhalten gilt. Hier ist eine Planung mit „zu grossen“ Ställen, als für die auserwählte Rasse vorgeschrieben ist, sicher nie falsch. Neuzüchterfahren am besten mit mittleren bis kleine Rassen.
Kauf von Zuchttieren
Viele glauben, mit dem Kauf von ausgesprochenen Spitzentieren an Ausstellungen auch schnell Erfolge erzielen zu können. Diese Erwartungen erfüllen sich in der Zucht meist nicht, weshalb es besser ist, sich bei dem lokalen Kleintierzüchterverein nach möglichen Adressen zu erkundigen. Meist sind langjährige Züchter bereit Auskunft zu geben, und erzählen nebenbei auch gerne von grossartigen Erfolgen. Wenn sie dann auch bereit sind, gute Zuchttiere abzugeben, dann ist jeder Neuzüchter an eine gute Adresse gelangt. Dies ist nicht immer der Fall! So gibt es Züchter, die auf ihren Zuchtbeständen „sitzenbleiben“ und die Tiere lieber selbst schlachten, als sie an mögliche spätere „Konkurrenten“ abzugeben. Hier ist noch Lernpotential bei vielen Züchtern vorhanden. Züchten heisst ein Stück Kultur pflegen und die Geschichte der Rassenkaninchenzucht fortzusetzen. Dies geht aber nur durch eine möglichst hohe Anzahl Zuchttiere; nur so kann eine reichhaltige Genvielfalt in jeder Rasse gefördert werden. Um dies zu erreichen, braucht es viele Züchter!
Die zu Beginn dieses Abschnittes angesprochenen Ausstellungen im Herbst und Winter sind immer Treffpunkte für einen Gedankenaustausch. In der heutigen Zeit mit den „Social“-Media -Euphorie sind Begegnungen leider immer weniger „in“. Die Leute kommunizieren intensiv, aber sie haben keinen Kontakt mehr und „verarmen“ sozial. Hier bietet die Kleintierzucht eine Lösung, indem das Gesprächsthema immer gegeben ist; nämlich das Zucht- oder Ausstellungstier.
Wie gross sollte die Zucht sein?
Bei der Beantwortung dieser Frage sind die räumlichen Platzverhältnisse zu berücksichtigen. Raumplanungsüberlegungen schränken die Möglichkeiten einer Kleintierzucht ein. Es gibt sie aber noch die Züchter, die sich in neu überbauten Wohnquartieren einnisten und behaupten. In einem gut aufgebauten Nachbarschaftsverhältnis ist es sogar denkbar, dass bei Ferienablösungen gar nicht weit gesucht werden muss. Nicht selten interessieren sich sie sogar für die erzielten Punkte der Tiere an den Ausstellungen.
Mag früher die Futtergrundlage auch ein Faktor für die Beantwortung der Bestandesgrösse gewesen sein, so ist das heute nicht mehr der Fall. Heu und Kraftfutter lassen sich einfach über den Handel erwerben. Auch die Entsorgung des Mistes mit der Grüngutabfuhr ist gelöst. Vor allem im Sommer ist es in dicht besiedelten Wohngebieten nicht zu empfehlen, einen Miststock anzuhäufen, der doch seine Präsenz über die Abgabe von Geruchsmolekülen weit herum klar bekanntgibt.
Zuchtprogramm
Sind die Ställe gekauft und die Kaninchen vorhanden, so dürfen Ueberlegungen zur Zucht angestellt werden. Bereits mit einem Rammler und zweier nicht verwandten Zibben ist ein einfaches Zuchtprogramm möglich.
Züchten ohne Planung und Strategie macht aber nicht Spass und Erfolge beruhen rein auf Zufall. Kein Züchter kann die Paarungen im Kopf behalten, weshalb immer gilt: Wer nichts aufschreibt, der wird seine Zucht nie im Griff haben.
Zucht-Aufbau zweier Linien
Linie 1 | Linie 2 | |||||
Zuchtrammler (R1) | X | Zibbe (Z1) | Zuchtrammler (R1) | X | Zibbe (Z2) | |
Der potentielle Nachwuchs (Zuchtrammler und Zibben) dieser Paarung (R1 X Z1) stellen sich der Vorbewertung und einer kritischen Jury bei den Ausstellungen. Abhängig von diesen Ergebnissen und Beurteilungen ist der weitere Zuchtverlauf der Linie 1. | Die potentielle Nachwuchs (Zuchtrammler und Zibben) dieser Paarung (R1 X Z2) stellen sich der Vorbewertung und einer kritischen Jury bei den Ausstellungen. Abhängig von diesen Ergebnissen und Beurteilungen ist der weitere Zuchtverlauf der Linie 2. | |||||
Aufgrund der erzielten Ausstellungs-Ergebnisse lassen sich folgende Möglichkeiten von Paarungen für das folgende Jahr überlegen:
– Die gleiche Paarung der Stammtiere wird im folgenden Jahr wiederholt oder nur teilweise wiederholt; dies ist dann der Fall, wenn auf einer Linie Zuchttiere ausgetauscht werden.
Kommentar: Haben die Elterntiere erfolgreiche Nachkommen hervorgebracht, so lohnt ist diese Paarung sicher auf einer oder beiden Linien zu wiederholen.
– Vater- Tochter und Mutter- Sohn- Paarungen innerhalb der gleichen Linie sind möglich.
Kommentar: Diese Paarungen führen gleich zu einem hohen Inzuchtgrad. Doch können die positiven Eigenschaften des jeweiligen Elterntieres (Vater oder Mutter) verstärkt und gefestigt werden.
– F1 Geschwister-Paarung innerhalb der Linie
Kommentar: Vollgeschwister-Paarungen führen ebenfalls zu einem hohen Inzuchtgrad, doch können damit die Eigenschaften beider Elterntiere gefestigt werden.
– F1-Paarungen mit der jeweils anderen Linie der F1-Nachkommen
Kommentar: Sind Paarungen ebenfalls im Inzuchtbereich, allerdings ist der Inzuchtgrad tiefer, sofern die beiden Mütter nicht verwandt waren. Es ist eine Option, die es immer zu überlegen gilt.
Notieren was passiert!
Diese Zusammenstellung zeigt nur einen möglichen Aufbau. In der Praxis ist nicht immer alles durchführbar, was sich so leicht auf Papier zusammenstellen lässt. Ebenso wichtig – wie diese Ueberlegungen – sind auch die Notizen über das Zuchtgeschehen. Heute kann schon mit einfachen Excel-Dateien die Zucht beschrieben werden. Nur wer Stammbäume klar kennt und aufzeichnet, kann auch beurteilen, wie „nahe„ er züchten will. Auch sind Aufzeichnungen der Mutterleistung immer hilfreich und nie zu vernachlässigen.
Schon aus kleinen Tierbeständen lässt sich bestimmt ein Stamm für Ausstellungen bei jedem Neuzüchter zusammenstellen. Ein Stamm umfasst immer ein männliches und zwei weibliche Tiere. Doch aufgepasst! Die Natur hat in den meisten Fällen der Fortpflanzung ein Geschlechterverhältnis von 50 zu 50 festgelegt. Die unvermeidbare doppelte Selektion für Ausstellungen auf der männlichen Seite führt auch zu einer Verarmung an Genen und erhöht durch die halbierte Anzahl Rammler zu einer schnelleren, ungewollten Erhöhung des Inzuchtgrades.

Fotogene Tiere meist höchst anspruchsvoll
Ohne Zweifel die Scheckentypenzucht (von Zwergschecken bis hin zu den grossen Schweizer Schecken) ist von einer besonderen Spannung gekennzeichnet, die sich jeweils kurz nach der Geburt wieder auflöst. Denn die „Schönheit“ der Tiere kann unmittelbar nach der Geburt im Nest festgestellt werden. Schön gezeichnete Tiere lassen jedes Züchterherz höher schlagen, doch sind diese aufgrund der Mendelschen Regeln beschränkt. Es braucht deshalb grosse Bestände, um für Ausstellungen auch entsprechend Tiere zu haben.
Wohl bemerkt das Foto-gen ist vor allem den zwei- und dreifarbigen also den gescheckten Rassen gegeben, aber mit der Eleganz und den kräftigen Farben stehen die anderen Rassen auch nicht weit hinten an.

Bildquellen
- T3: Heinz Schmid
- Foto 1: Heinz Schmid
- T 1: Heinz Schmid